Gewandung

GEWANDUNG IN DARACHA

„Wir legen viel Wert auf eine ambientige Gewandung“ – ein Satz, den man in praktisch jeder Conbeschreibung lesen kann. Was aber ambientig ist und was nicht, daran scheiden sich die Geister. Die folgenden Ausführungen sollen dazu dienen, ein paar Ideen und Richtlinien vorzustellen, an denen wir uns für unsere Darstellung für Keltencharaktere aus Daracha orientieren.

Zunächst ein paar allgemeine Bemerkungen zur Gewandung von Keltencharakteren im Larp: Kelten im Larp werden fast ausnahmslos über den Kilt, respektive den Tartan (also den Karostoff) identifiziert. Obwohl viele Keltenspieler in der eigenen Wahrnehmung ihre Gewandung passend zum Spielstil eher „historisch“ als „fantasy“ nennen würden, ist doch meistens eher das Gegenteil der Fall. Besonders der Kilt – ein Kleidungsstück aus dem 18. Jahrhundert – wird gerne als „authentisch“ bevorzugt und dabei mühelos in die ansonsten „mittelalterliche“ Ausrüstung integriert.
Eine „historische“ Ausrichtung ist unter dieser Voraussetzung also eher schwierig. Dennoch kann man in weiten Teilen versuchen, sich an historischen Vorbildern zu orientieren und die so gewählten Kleidungsstücke dann mit eher fantastischen ergänzen.

Es gibt dabei wesentlich mehr Möglichkeiten, seinen Charakter zu gewanden als das scheinbar obligatorische Bundfaltenröckchen. Im Endeffekt bietet es sich beim Einstieg in das Keltenspiel an, die übliche „mittelalterliche“ Gewandung mit ein paar als keltisch wahrgenommenen Dingen aufzuwerten. Dazu eignen sich vor allem keltische Anhänger oder Ringe, Borten mit dem typisch keltischen Knotenmuster oder ein Streifen Tartan am Stab, als Schärpe oder Beinwickel.

Wenn der eigene Keltencharakter dann etwas Gestalt angenommen hat, lohnt es sich in eher rein keltische Kleidungsstücke zu investieren. Auch hier gibt es ausgesprochen einfache Möglichkeiten, einen Keltencharakter günstig auszustatten.
Unabdingbar scheint dabei der Karostoff, das Tartan.

Einige Informationen zum Tartan
Das Wort „Tartan“ bezeichnet den typisch schottischen Wollstoff mit Karomuster. Es stammt vermutlich vom mittel-englischen „tartane“ ab, welches wiederum auf das alt-französische „tiretaine“, für einen Stoff aus Wolle-Leinengemisch zurück zu führen ist. Das alt-französische Wort lässt sich wiederum zum lateinischen „tyrius“ verfolgen, für „ein Stoff aus Tyrus.“ Die Kelten selbst haben den karierten Wollstoff als „breacan“ bezeichnet. Die charakteristische Art und Weise wie die Farben horizontal und vertikal in den Stoff gewebt werden nennt man auch heute noch ein „sett“.
Es gibt Theorien dazu, dass im Frühmittelalter die Anzahl der Farben auf die Stellung des Trägers hingedeutet haben. So soll der Tartan des Königs sieben, der eines Druiden sechs, der eines Edlen vier Farben gehabt haben. Dieses Konzept spielt im Larp allerdings überhaupt keine Rolle.
Was es in vormoderner Zeit nicht gab, war die Zuordnung von einzelnen Mustern zu bestimmten Clans. Das ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und fällt zusammen mit einer starken Wiederbelebung der schottischen Kultur. Wiederbelebung heißt in diesem Zusammenhang oft einfach Erfindung: Da wo es keine Überlieferung gab, wurde einfach erfunden, was man gerne gefunden hätte. So sind die Ossian-Gedichte von James Macpherson ebenso eine Erfindung des 19. Jahrhunderts wie die „überlieferten“ Tartans einzelner schottischer Clans. Die Zuordnung ist häufig reine Erfindung, das Muster also eher Zufall als historische Überlieferung. Nichtsdestotrotz setzte sich die romantische Ansicht durch, dass einzelne Clans ein ganz bestimmtes Muster als „ihr“ Clansmuster bevorzugen würden. Eine Entwicklung, die vor allem den Wollwebereien in Schottland sehr zugute kam und von diesen auch gezielt gefördert wurde.
Historisch gesehen ist die Ansicht, dass jeder Clan ein seit Urzeiten überliefertes Tartanmuster hat also Quatsch, im Larp ist die Idee aber ausgesprochen dienlich, wenn es darum geht, Gruppenzugehörigkeit darzustellen.

Kilt – ja oder nein?
Die Geschichte des Kilts ist eine Geschichte voller Missverständnisse. 😉
Tatsächlich ist der Kilt, so wie ihn die heutigen schottischen Regimenter in der British Army tragen (und die haben ihn überhaupt bekannt gemacht) eine Idee des 18. Jahrhunderts. Eigentlich heißt diese Variante fillebeg (gälisch: fèileadh beag = kleiner Plaid/ Decke) und ist eine vereinfachte Variante des fillemor (gälisch: fèileadh mor = großer Plaid). Der fillebeg ist ein knielanger Rock mit eingenähten Bundfalten. Diese Variante wird auch gerne in der Gothic-Szene getragen – und da gehört sie unserer Meinung nach auch hin. Als Gewandung im Larp ist er einfach zu modern und sieht im Übrigen auch einfach zu sehr wie ein ganz normales Bundfaltenröckchen aus.

Wenn schon Kilt, dann in der gewickelten Variante des fillemor. Das ist im Endeffekt ein ca. sieben Meter langes Stück Wollstoff in einer Breite von ca. 150-75 cm, das kunstvoll um den Körper gewickelt wird. Die Falten sind nicht eingenäht, sondern werden beim Anlegen jedes Mal neu gewickelt. Ob der fillemor im Mittelalter oder früher getragen wurde, wird heiß diskutiert. Die ersten erhaltenen Bildquellen sind aus der Zeit um 1600 – da war das Mittelalter auch in Schottland schon lange vorbei.
Der fillemor im Larp erfüllt aber eine Funktion, die wichtiger ist, als seine historische Belegbarkeit: Er passt gut zum Bild des keltischen Kriegers, wie wir ihn uns vorstellen. Im Gegensatz zum Bundfalten-Kilt sieht er auch nicht modern aus, sondern passt gut in das Gewandungskonzept, dass wir für unsere Kelten-Charaktere verfolgen.
Ein fillemor aus Wolltartanstoff kostet schon deutlich über hundert Euro – und ist somit jetzt nicht gerade einsteigerfreundlich. Deswegen reicht es vollkommen, wenn man hier und da mit etwas Tartan zeigt, dass man einen Kelten spielt: Das kann der erwähnte Streifen um den Stab sein, ein Paar Beinwickel oder eine Schärpe bis hin zum longshirt aus Tartan.
Allerdings sollte man hier nicht übertreiben: Ein Teil aus Tartan reicht völlig aus. Komplett von Kopf bis Fuß in Karostoff gehüllt sieht immer etwas übertrieben aus. Ergo: Entweder Hose oder longshirt aus Tartan, beides ist zuviel.

NB: Bis jetzt haben wir lediglich ein bevorzugtes Muster, aber noch nicht den passenden Stoff dazu. Ergo treten wir bisher völlig ohne einheitliches Clanstartan auf – und haben trotzdem Spaß.

Wer mehr zur Erfindung der schottischen Kultur im 18. und 19. Jahrhundert wissen möchte, der kann das hier nachlesen:
Hugh Trevor-Roper: „The Invention of Tradition: The Highland Tradition of Scotland”. In: The Invention of Tradition. Ed. Eric Hobsbawm and Terence Ranger. Cambridge: CUP, 1983.

Gewandung der Kelten von Daracha
Der einfache Kelte aus Daracha ist ziemlich leicht auszustatten.

Zunächst empfiehlt sich ein so genanntes longshirt oder lèine (letzteres gibt auch schon Auskunft über das Material desselben). Dabei handelt es sich um ein gerade geschnittenes Obergewand, dass sowohl in weiß (Leinen, Wolle oder Baumwolle) oder auch in einem Tartan getragen wird. Diese lèine wird am besten mit einem Gürtel zusammen getragen, der das Hemd an der Taille etwas rafft.
Der Schnitt ist dabei sehr einfach: Man braucht ein rechteckiges Stück Stoff. Die Breite beträgt die doppelte Schulterbreite. Dazu noch etwas Stoff für die Ärmel. Die Seiten werden gerade vernäht, Löcher für Arme, Kopf und die seitlichen Schlitze ab der Hüfte werden ausgespart.

Dazu kommt eine einfache Hose, ebenfalls alternativ aus Leinen, Wolle oder Baumwolle. Auch die Hose kann aus Tartanstoff sein (wenn nicht schon das longshirt daraus ist). Es gibt Funde frühmittelalterlicher Hosen, am einfachsten ist es aber, eine moderne Hose, die gut passt, zu kopieren. Um den ganz und gar nicht mittelalterlichen Reißverschluss zu vermeiden, sollte man die Hose am Bund etwas weiter machen (so dass man sie über die Hüften und den Po bekommt) und einen Tunnelzug-Bund nähen. Damit die Hose nicht rutscht, wird sie dann mit einem Stoffband oder versteckten Gummiband zusammengebunden. Die eigentliche Reißverschlussöffnung wird dann natürlich zugenäht.

Als Mantel empfiehlt sich ein mittelalterlicher Rechteckmantel. Wie der Name schon sagt, ist das ein rechteckiges Stück Stoff, das um die Schultern geschlungen wird. An der Schulter, die nicht der Waffenhand entspricht, wird der Mantel mit einer Brosche oder Fibel befestigt.
Alternativ eignet sich aber auch ein Halbkreismantel.

Sowohl longshirt wie auch Rechteckmantel können zum Beispiel mit keltischen Borten verziert werden. Da solche Verzierungen aber auch in Daracha nicht gerade günstig zu erwerben sind, sollten aufwändige Broschen und Verzierungen den besser situierten Charakteren vorbehalten bleiben.

Andere Formen von Gewandung sind natürlich auch möglich, sie sollten aber zum Gesamtbild passen. Rüschen und andere moderne Elemente passen zum Beispiel nicht gut ins Keltenbild. Das gilt auch für Piratenhemden und Schnürlederhosen.
Eine Besonderheit gibt es noch zu beachten: Komplett in schwarz gewandete Charaktere sind uns ein Graus. Zwar ist ein schwarzes Kleidungsstück nicht gleich der Weltuntergang, in den allermeisten Fällen sieht das gleiche Teil in einer anderen Farbe aber besser aus. Deswegen haben wir in unseren Hintergrund eine entsprechenden Tradition eingebaut: Schwarz ist in Daracha traditionell den Magiern von Obar Dheathain vorbehalten. Charaktere, die sich dieses Privileg anmaßen, werden mit Konsequenzen zu rechnen haben – und die sind häufig eher unangenehm…

Kopfbedeckungen für Kelten
Auch wenn das „Blöder Hut-Credo“ ein häufig zitierter Grundsatz im Larp ist – Kelten tragen eigentlich keine Kopfbedeckungen. Das pseudo-mittelalterliche Schottenoutfit verlangt zwar nach einem bonnet, eine Art Barett, das häufig noch ganz grauslich mit einer Bommel in der Mitte verziert ist. Das passt aber leider gar nicht in das Konzept, dass wir darstellen wollen.
Auch Helme sind eher die Ausnahme. Kelten scheren sich nicht um ihre Sicherheit im Kampf, viel wichtiger ist es, dem Feind die eigene Haarpracht zu zeigen. Die sollte dann aber schon geflochten oder zum Stachellook frisiert sein.

Keltischer Schmuck
Schmuck ist für die Kelten sehr wichtig. Am Schmuck erkennt man auch immer den Stand des jeweiligen Gegenübers.
Krieger und Druiden tragen den Torq. Das ist ein Halsreif, der nach vorne hin offen ist und meistens auf beiden Seiten in einem Tierkopf endet. Die meisten Torqs sind aus Bronze oder aus Kupfer.
Aber auch für einfachere Keltencharaktere ist das Angebot groß: Es gibt eine Vielzahl von keltischen Anhängern, Broschen, Fibeln und Ringen. Schmuck ist IT viel teuerer als OT, ärmere Charaktere sollten also auf allzu üppigen Schmuck verzichten.

Kelten und Rüstung
Die beste Rüstung des Kelten ist der Mut in der Schlacht. Das verdeutlich: Rüstung ist eher die Ausnahme, als die Regel. Zwar kann ein Krieger durchaus auch ein Kettenhemd besitzen und ein paar Warägerbeinschienen – aber das war’s dann auch. Plattenrüstungen sind der Tod für eine glaubwürdige Keltendarstellung. Wenn Rüstung dann lieber Leder: Als Armschienen, als Beinschienen oder als Torsorüstung.
Auch hier gilt: Schwarz ist häufig die schlechteste Wahl. Schwarzes Spaltleder passt einfach nicht zu dem Standard, den wir anstreben. Deswegen lohnt es sich, nicht auf die billige schwarze Spaltlederrüstung reinzufallen, sondern lieber die Kohle zu sparen und dann später eine schöne und tatsächlich ambientetaugliche Rüstung zu kaufen. Wer unbedingt Rüstung will, der kann ruhig mit ein paar Armschienen anfangen.
Merke: Gewandung geht immer vor Rüstung.

Einen Schild kann man als keltischer Krieger natürlich auch gut gebrauchen, er ist aber definitiv kein Muss. Es gibt verschiedene Formen von verschiedenen Anbietern, welcher in Frage kommt, entscheiden persönlicher Geschmack und Geldbeutel.

Bewaffnung für Kelten
Die Waffe für den keltischen Krieger im Larp ist zunächst das Schwert. Auch hier gibt es verschiedene Angebote von verschiedenen Händlern, ob einem die zusagen, oder ob man lieber eine eigene Maßanfertigung oder selbst baut ist jedem selbst überlassen. Das auffälligste Merkmal eines „keltischen“ Schwertes ist sicher, dass es keine oder nur eine sehr kleine Parierstange hat. Ansonsten tut es aber zunächst auch ein ganz normales Einsteigerschwert – dass der Charakter zum Beispiel einem Normannen abgenommen hat.

Weitere Waffen sind Pfeil und Bogen, Speere, für Vollkrieger auch das als Claymore (Gälisch: claidheamh mòr = großes Schwert) bekannt gewordene schottische Langschwert, Kampfstäbe für Charaktere aus einfachen Verhältnissen oder auch eine – eher von den Wikingern bekannte – Sax.

Eine Besonderheit in der keltischen Bewaffnung stellen sgian dhu und sgian-achlais dar. Die sgian dhu (in etwa „schwarzes Messer“) ist ein kleiner Dolch, der im Stiefel oder, im klassischen Highlander-Kostüm, im Strumpf getragen wird.
Die sgian-achlais ist besser als dirk bekannt. Dabei handelt es sich um die schottische Variante eines Dolches, also eines zweischneidigen Messers.

Gewandungs- und Ausstattungsunterschiede der einzelnen Clans
Im Idealfall erkennt man an der Gewandung auch, woher aus Daracha der Charakter kommt. Das kann an der Gewandung selbst oder auch an der Art und Weise liegen, wie diese geschneidert ist.
So sollten MacLeomhann und MacDurial eher funktionell und praktisch angezogen sein. Die Zeiten sind hart, da bleibt nicht viel übrig für aufwändige Verzierungen und Schmuck. Solche Dinge bleiben den höhergestellten Clansmitgliedern vorbehalten. Im Kampf stört solcher Firlefanz sowieso nur.
Charaktere aus dem Garìoch sind eher bäuerlicher angezogen. Der Stil ähnelt am ehesten dem der Mittellande, auch was Kopfbedeckung anbetrifft. Je nach Herkunft kann die Gewandung auch aufwändiger ausgeführt sein.
Die MacForbis zeichnen sich ebenfalls durch praktische Kleidung aus, nur sind sie noch eine Ecke einfacher ausgestattet. Da man nie weiß, wann es besser ist zu verschwinden statt einen Kampf zu riskieren, sind grün und braun bevorzugte Farben. Insgesamt tendiert die Gewandung mehr Richtung Waldläufer.
Die MacCardhù hingegen könne aus dem Vollen schöpfen: Ihre Gewandung zeichnet sich durch viel Schmuck und Verzierung aus. Aussehen steht definitiv vor Praktikabilität – und warum sollte man auch nicht zeigen, was man hat?

Für bestimmte Berufsgruppen gibt es noch ganz eigene Vorgaben. So tragen die Mitglieder der Heilergilde von Inbhir das Dunkelrot ihrer Gilde. Die Magier von Obar Dheathain haben das Schwarz zu ihrer Standesfarbe erhoben, was sie aufwändig mit Silber verzieren. Die Magier der Zauberschule von Cardhù hingegen sind in dunkelgrün und gold gewandet. Die Brüder der Bruderschaft des Lir tragen nur Blautöne.

Wie auch immer die Gewandungsideen aussehen: Am besten ist es immer, vor dem Kauf mit einem MacDaragh zu sprechen, der schon etwas länger dabei ist oder mit jemandem aus SIM oder Orga. Die sind dazu da, Hilfestellungen zu geben und helfen auch gerne dabei, sich das Geld für die ersten Gewandungssünden zu sparen…

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