Charakterbau für Einsteiger
Die Erstellung eines Charakters ist ein wichtiges Element im Larp, Dein Charakter bestimmt, wie Dein Spiel sein wird. Du musst Dir also gut überlegen, was für eine Rolle Du spielen willst, davon hängt Dein Spielspaß ab. Das Ziel der Charaktererschaffung sollte ein Charakter sein, der zwar Züge von Dir tragen kann, der sich aber trotzdem ganz klar von Deinem normalen Ich unterscheidet.
Drei Dinge machen den Charakter
Wenn Du Dich für ein Setting entschieden hast, dann brauchst Du drei Dinge für Deinen Charakter: Einen Charakterhintergrund, Charaktereigenschaften und für den Charakter passende Gewandung samt Ausrüstung.
1. Charakterhintergrund
Das Wichtigste ist zunächst der Name Deines Charakters. Er muss zum Hintergrund passen. Denk dabei an die KISS-Regel – niemand hat auf Con Lust, sich einen komplizierten Namen zu merken. Frag außerdem unbedingt vorher bei uns nach, ob der Name nicht vielleicht schon vergeben ist. Wir sind auf Con selten mehr als zwei Dutzend Leute, da müssen nicht noch zwei mit dem gleichen Namen dabei sein.
Dann braucht Dein Charakter eine Hintergrundgeschichte. Die Geschichte kann gerne detailliert und gut ausgearbeitet sein. Du musst Dir fürs Spiel aber kaum mehr als ein paar Sätze merken. Viele Anfänger erliegen dem Trugschluss, dass ihre MitspielerInnen Interesse an der Hintergrundgeschichte hätten. Das ist so gut wie nie der Fall. Die Hintergrundgeschichte ist in erster Linie etwas für Dich, damit Du Dich besser in den Charakter hineinfinden kannst. Manchmal bitten die Veranstalter von einer Con um eine Hintergrundgeschichte Deines Charakters, damit sie eventuell darauf eingehen können. Hierfür solltest Du eine Version parat haben, die ungefähr eine Seite umfasst – das reicht völlig aus. Niemand möchte einen Roman von zehn Seiten lesen.
In jedem Fall ist es hilfreich, wenn Du die Hintergrundgeschichte in einem Satz zusammen fassen kannst: Ailean ist ein Bauernsohn aus Cardhù, der sich mit seinen Eltern zerstritten hat und jetzt durch die Welt zieht auf der Suche nach Abenteuern und einer Ausbildung zum Kämpfer. Das reicht völlig aus für den Anfang.
Willst Du mehr Details, dann überleg Dir folgende Punkte:
- Wo kommt der Charakter her?
- Wie sieht die Familie des Charakters aus?
- Was hat er bislang für Fähigkeiten erlernt?
- Was hat er bisher Prägendes erlebt und getan?
- Was sind seine Wünsche und Ziele?
- Warum hat er sein Zuhause verlassen?
- Was ist Dein Charakter von Beruf? Besonders der Beruf Deines Charakters prägt Dein zukünftiges Spiel. Achte hierbei darauf, dass man diesen Beruf auch darstellen kann. Pferdezüchter klingt toll, auf der Con wirst Du aber kein Pferd haben, ergo kannst Du das auch nicht darstellen.
- Welchen sozialen Status hat Dein Charakter? Reich sein ist toll, das muss sich dann aber auch in aufwändiger Kleidung, Schmuck, etc. ausdrücken. Die Larpwelt ist voll von vermeintlichen Adligen, die in Hose und Hemd und ohne Gefolge auftreten – das ist einfach nicht glaubwürdig.
Die Entscheidungen, die Du hier triffst, sollten zu den Charaktereigenschaften passen und sie glaubwürdig machen. Und denk wie immer an die KISS-Regel…
2. Charaktereigenschaften
Der Titel birgt eine gewisse Gefahr, denn Eigenschaften allein bringen im Larp nicht viel. Du kannst Deinen Charakter mutig machen, das ist er im Spiel aber erst, wenn er auch mutig handelt. Das klingt leicht, ist aber oft wesentlich schwieriger, als man sich das so vorstellt.
Statt also Deinen Charakter mit Attributen zu umschreiben ist es im Larp wesentlich sinnvoller zu überlegen, wie Dein Charakter im Spiel handeln soll. Du kannst Dir dabei auch einen Charakter entwerfen, der sich von Deinen realen Eigenschaften stark unterscheidet. In jedem Fall solltest Du Dich im Spiel aber wohlfühlen. Jemand, der nicht gerne vor großen Menschenmengen redet, sollte lieber keinen Priester spielen. Wer nicht gerne kämpft, sollte keinen Krieger spielen. Wichtig ist, dass Du die Eigenschaft im Spiel darstellen kannst und dabei Spaß hast.
Oft bauen sich Anfänger einen Charakter nach einer literarischen Vorlage. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, es gibt aber zwei entscheidende Probleme damit: Dein Charakter sollte niemals erkennbar irgendeine bekannte Roman- oder Filmfigur nachahmen.
Du kannst auch versuchen, Deinen Charakter durch eine eigene Körperlichkeit zu etwas Besonderem zu machen. Das kann die Art sein, wie er redet, wie er dasteht oder auch ein besonderer Tick. Du kannst Dich auch auf eine bestimmte Art und Weise schminken oder frisieren. Aber Vorsicht: Unterschätze den Aufwand nicht. Mal schnell eben schminken am frühen Morgen im Zelt beim ersten Angriff auf das Lager ist nicht so einfach wie zu Hause vor dem Spiegel. Selbst eine nur leicht veränderte Körperhaltung ist nicht einfach so über eine ganze Con aufrecht zu erhalten. Egal was Du Dir überlegst, probier es vor Deiner ersten Con mit dem Charakter zu Hause aus. Damit der Charakter unverwechselbar wird hilft es oft auch, ihn mit einem typischen Satz oder einer bestimmten Haltung auszustatten, also so etwas wie sein typischtes Merkmal.
Schließlich ist es wichtig, das Klischee im Auge zu behalten. Deine Mitspieler sollten gleich erkennen können, was Du darstellen willst. Abweichungen davon werden Dir im Zweifelsfall nicht als interessante Abwechslung sondern als schlechte Darstellung ausgelegt.
3. Gewandung und Ausrüstung
Gewandung und Ausrüstung können einen Charakter unverwechselbar machen. Auch sie sollten das Klischee unterstützen und zum jeweiligen Hintergrund passen. Zu Anfang ist es ratsam, sich erstmal etwas zusammen zu leihen. So sparst Du Geld und kannst erstmal ausprobieren, ob das jeweilige Teil auch zu Dir passt. Schau Dir am besten die Bilder in unserer Galerie an, sie vermitteln einen ganz guten Eindruck, wie unsere Charaktere gewandte sind. Versuche unbedingt alle modernen Kleidungsstücke zu vermeiden. Auch und besonders das T-Shirt, das unter der Tunika rausguckt. Moderne Kleidung zerstört das Bild, dass Du erschaffen willst und ein Minus für den ambientigen Gesamteindruck den Du erwecken willst. Ob Du Deine Gewandung selber machst, machen lässt oder kaufst ist Deine Entscheidung. Selbstgemachte Gewandung hat entscheidende Vorteile: Sie passt meistens besser und sie ist individuell. Gerade auffällige Kaufgewandung sieht man bei größeren Cons an vielen Charakteren – sie nimmt dem Charakter die Unverwechselbarkeit.